Der Americano

Der Americano ist einer der bedeutendsten Aperitifs der Welt. Historisch unumstritten in Italien angesiedelt gibt es doch einige verschiedene Theorien zu seiner Entstehung. Dass bereits der Italiener des 19ten Jahrhunderts nachmittags Aperitivi genossen hat bevor er zum Abendessen ging, ist weithin bekannt und wird auch heute noch, zum Glück, genau so zelebriert. Da es damals die Vielfalt an Mischgetränken in dieser Form selbstverständlich noch nicht gab, wurde in ganz Italien und darüber hinaus simpel serviert, was eben regional als Aperitivo galt. Ob das nun Spumante, Bier oder

Kräuterbitter war. Mit der Zeit wurden zwei ganz besondere Produkte über ihre regionalen Grenzen hinaus immer beliebter: Campari aus Mailand, und Wermut aus Turin. Schnell fand der italienische Gaumen geschmack daran, diese beiden Delikatessen zu vermischen und, da man beim Abendessen ja noch geradeaus schauen sollte, mit Wasser und Eis zu verdünnen. Der “Aperitivo Milano-Turino” war geboren. Hiernach scheiden sich die Geister zur wahren Entstehung des Americano. Meine liebste Variante ist, dass britische und amerikanische Touristen sich an den Rivieras und Stränden an den einheimischen Spirituosen ergötzten und, in typisch überheblicher Art und Weise, diese mit dem mitgebrachten Sodawasser aufspritzten, welches zur damaligen Zeit noch eine wahre Neuheit in Europa war.

Sehr zum Verdruss der puristischen Camerieri dieser Zeit wurde dieser Kunstgriff der betrunkenen Badegäste sofort von den einheimischen Jugendlichen übernommen und man bestellte bald in ganz Italien den “Aperitivo Americano”. So wie’s der Amerikaner eben mag: süffig, schnell und möglichst billig. Die Vorurteile der vergangenen Jahrhunderte abgelegt, bedient sich der moderne Barkeeper liebend gerne diesem ewigen Klassiker der Barwelt. Wie ich zu sagen pflege: “Wenn du nicht weißt was du trinken sollst, trink einen Ammi, bis es dir wieder einfällt.”

In diesem Sinne: Cheers! Beziehungsweise, Cin, Cin!